Erinnerung an den Schraden­wald und die Schraden­eiche (2011 abgebrannt)

Erinnerung an den Schraden­wald und die Schraden­eiche (2011 ab­ge­brannt)


Es war einmal...


1210 wurde der Schradenwald zwischen Ortrand und Elsterwerda erstmals in einer Urkunde erwähnt. Das einst riesige Laubwaldgebiet ist im Laufe der Jahrhunderte auf einen kümmerlichen Rest von gerade einmal ca. 200 Hektar geschrumpft. Acht Jahrhunderte ist es her, seitdem sich Dietrich Markgraf von Meißen und Bischof Engelhardt von Naumburg das große Waldgebiet zwischen Schwarzer Elster und Grödener Bergen aufteilten. Ein Jahr später, im März 1211, wurde Elsterwerda erstmals urkundlich erwähnt. Ortrand trat dagegen erst 1238 aus dem Dunkel der Geschichte.

Besiedelt war die Gegend jedoch schon Jahrtausende zuvor. Der Peitzer Wissenschaftler Markus Agthe sprach beispielsweise von Funden wie Feuersteinen und Pfeilen, die aus der mittleren Steinzeit herrühren. Häufiger seien jedoch die bronzezeitlichen Hinterlassenschaften in Form von Gräberfeldern. So seien im Jahr 2009 im Zuge von Ausgrabungen bei Plessa entsprechende Siedlungen angeschnitten worden. Die Archäologen hätten unter anderem ausgehöhlte Baumstämme gefunden, die als Brunnen dienten.

Der eigentliche Schradenwald ist nach Angaben des Ortrander Botanikers und Historikers Dr. Dietrich Hanspach aufgrund seiner sumpfigen Struktur kaum besiedelt worden. Ende des 16. Jahrhunderts wurde in dem Forst das sogenannte Sternschneisensystem angelegt, das für die Bejagung des Waldes eine wichtige Bedeutung besaß. Der Schradenwald galt als unglaublich wildreich. So sollen im Jahr 1616 an nur einem Tag 70 Rothirsche zur Strecke gebracht worden sein.

Die dominierenden Baumarten im Gebiet zwischen Elster und Pulsnitz waren neben Erlen, Eichen und Ulmen auch Grauweiden, Hainbuchen und Haselnusssträucher. Die Bewohner der umliegenden Dörfer besaßen umfangreiche Nutzungsrechte im Wald, die erst im Zuge der Gemeinheitsteilung zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgelöst wurden.

Laut Hanspach hatte sich im vorvorigen Jahrhundert ohnehin das Landschaftsbild massiv verändert. Insbesondere die Begradigung der Schwarzen Elster in den Jahren von 1855 bis 1865 sowie die bereits 1584 vollendete Neue Pulsnitz zwischen Lindenau und Elsterwerda beförderten das ursprünglich spreewaldähnliche Antlitz des Schradens für immer ins Dunkel der Geschichte. Durch den fallenden Grundwasserstand wurden Wiesen angelegt und Weideland geschaffen.

Durch die Komplexmeliorationen der 1970er-Jahre wandelte sich der Schraden schließlich zur heutigen monotonen Agrarlandschaft. Der einst so mächtige Wald ist auf rund 200 Hektar geschrumpft. Dort stand bis vor wenigen Jahren noch immer die 800-jährige Schradeneiche. Von ihrer einen Schwester ist lediglich ein vermodernder Stammrest übrig geblieben, der dritte Baum ist inzwischen in Gänze verschwunden.

Längst scheinen sich die Anwohner der Niederungslandschaft wieder an die ursprünglichen Reize des Gebietes zu erinnern. Nicht umsonst sprach der Ortrander Amtsdirektor Kersten Sickert von einer "tollen Perle vor unserer Haustür", deren Überbleibsel es dauerhaft zu sichern gelte.

Wer vor ihr stand, verspürte unweigerlich eine Gänsehaut. Ein gewaltiger, bemooster Stamm, riesige Äste, teilweise bereits abgebrochen und trotzdem vital - das war die Schradeneiche. Der Baum unweit der Straße von Schraden-Kaupen nach Plessa genauso alt, wie die Urkunde, in welcher der Schradenwald erstmals urkundlich erwähnt wurde.

Selbst die Brandruine habe für Touristen noch immer eine gewisse Anziehungskraft, sagte Cornelia Schladitz vom Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft. Es gebe Gäste, die sich extra nach solchen Methusalem-Bäumen erkunden. Ins gleiche Horn stößt Thomas Spillmann-Freiwald: "Ich denke schon, dass auch der ausgebrannte Torso der Schradeneiche immer noch beeindruckend anzusehen ist und deshalb von Touristen besucht wird."

In des gibt es über die Ursache des Brandes vom Mai 2011 keine neuen Erkenntnisse. Eine Anzeige wegen Brandstiftung habe die Untere Naturschutzbehörde nicht gestellt. "Es gab keine eindeutigen Hinweise auf Brandstiftung, ohne dass diese jedoch als Ursache ausgeschlossen werden kann. Nach den Löscharbeiten waren keinerlei brauchbare Spuren mehr auffindbar", ist aus der Behörde zu erfahren. Nicht zuletzt seien auch aus der Bevölkerung keine entsprechenden Hinweise eingegangen. Möglicherweise sei der Baum bereits Tage vorher durch Blitzschlag entzündet worden. So hätten die Forstbeamten Anfang Mai in der Gegend ein leichtes Gewitter registriert.

Auch von anderer Stelle sind keine Anzeigen wegen Brandstiftung an der Schradeneiche eingegangen. Das bestätigt Lutz Miersch von der Polizeidirektion Süd in Cottbus. Zeitgleich hätten die Beamten im Elbe-Elster-Kreis aber vier Anzeigen wegen Gehölzbränden aufgenommen. So habe es Feuer an einer Birke zwischen Eichholz und Drößig, in einer Gartenanlage in Rückersdorf, an den Straßenbäumen an der B 169 zwischen Plessa und Lauchhammer sowie in einem hohlen Baumstamm auf dem Elsterwerdaer Reißdamm gegeben.